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Die Tour
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Abrechnungsrückschaufazit
Wir haben es gewollt, getan und geschafft: Wir waren mit dem Rad in der belgischen Mittelaltermärchenstadt Brügge. Trotz Übergewicht, trotz Diabetes, trotz Uralt-sein. Wir lassen uns immer wieder die Zahlen auf der Zunge zergehen, schreiben sie mit Kugelschreiber auf einen Zettel, um schwarz auf weiß nachlesen zu können, was so viele Glücksgefühle in uns ausgelöst hat und immer noch auslöst: Insgesamt 78 Stunden und 10 Minuten saßen wir auf unseren schwarzen Brooks-Sätteln, sind in 25 Tagen flotte 1275 Kilometer geradelt. Haben auf 17 verschiedenen Campingplätzen, in einem Hostel, in einer Pension, in einem Fass und in einer Gartenhütte geschlafen. Haben insgesamt € 701,75 nur für Übernachtungen ausgegeben, weitere 45 Euro für Wäschewaschen und –trocknen.
Und doch. Diese Zahlen, Fakten und Daten sind nicht nur unvollständig (wir haben keinen Überblick, wie viel wir eigentlich für notwendige Nahrungsmittel, wie viel für Luxus in Form von Essen gehen, Kaffee unterwegs, Eis und Süßigkeiten draufgegangen sind). Sie können nicht mal im Ansatz vermitteln, welch fantastisches Abenteuer wir als Liebespaar und gleichzeitig als Team erlebt haben. Wie viel unfassbare Freude, wie viel nervigen Frust, wie viel von sämtlich denk- und vorstellbaren Gefühlsachterbahnen wir gemeinsam durchlebt haben.
Ja, das musst du auch erst mal bringen, 24/7 miteinander sein zu wollen – und zu können. Auf engstem Raum. Vollkommen aufeinander angewiesen. Bereit, absolut zu vertrauen, Kontrolle abzugeben. Und gleichzeitig zu 100 Prozent Verantwortung zu übernehmen. Für sich selber und für den anderen. Es ist erstaunlich, wie leicht es war. Und das bei aller Anstrengung. Wir haben diese Tour gemeistert und genossen. Es gab keinen einzigen Moment, an dem einer von uns dachte: Schnauze voll. Feierabend. Abbrechen. Ab nach Hause. Obwohl es immer als Option existierte, haben wir sie nie in Betracht gezogen. Gemeinsam Brügge zu erreichen war unser Ziel und dieses Ziel haben wir erreicht. Manchmal mit Hängen, manchmal mit Würgen. Aber interessiert das am Ende noch irgendjemanden? Nö.
Ja, es war zwischendurch anstrengend. Arschanstrengend. Mehr als einmal bin ich über meine physischen wie auch psychischen Grenzen gegangen. Mehr als einmal habe ich vollkommen die Kontrolle über meine Gefühle verloren. Und mehr als einmal hat Christian mich so motiviert, dass ich Kräfte mobilisieren konnte, von denen ich nur heimlich, still und leise gehofft habe, dass sie tatsächlich existieren. Und vermutlich ist das das Geheimnis dieses Erfolges, dessen universelle Gültigkeit ich nicht scheue zu behaupten: Jede Herausforderung, der man sich gemeinsam oder alleine stellt, fordert vor allem eins: Nicht aufgeben. Niemals. Und wenn man sich zusammen in welches Abenteuer auch immer stürzt, dann braucht es Verständnis für einander. Ist es wichtig, sich gegenseitig Mut zu machen, sich zu motivieren, einander blind zu vertrauen. Kann man übrigens alles lernen. Ehrlich.
Naja, und jetzt sind wir zurück und staunen immer noch, wie zufrieden Minimalismus machen kann, wie frei und entspannt es sich mit dem absolut Nötigsten reisen und am Ende eben zumindest zeitweise leben lässt. Und wir wurden verdammt genügsam: Pro Toilettengang maximal vier Blättchen Klopapier, statt einer halben Rolle. Wie kreativ wir wurden? Ich skandiere fröhlich: Socken zu Armschonern! Mülltüten zu Weinkühlern! Spanngurte zu Wäscheleinen! Sparsam waren wir vor allem bei Postkarten – gerade mal vier haben wir geschrieben und verschickt. Sorry an all, die keinen schriftlichen Gruß von uns bekamen.
Was bleibt eigentlich nach so einem Abenteuer? Schwielen am Hintern? Ja. Oberschenkel, die die Jeans zum platzen bringen? Jau. Waden, um die dich jeder Fußballer beneidet? Ja, auch. Aber vor allem bringt es das Wissen und die Gewissheit: Es gibt keine Hürde, die man nicht nehmen kann. Es gibt immer eine Lösung. Das Wichtigste, was bleibt, sind für mich allerdings diese zwei Fragen: Wohin beim nächsten Mal? Wann geht’s wieder los? (Beide Fragen sind übrigens bereits beantwortet).
Ja, Christian hat mich angesteckt. Jetzt bin auch ich süchtig nach weiteren Radtouren. Zähle ich sehnsüchtig die Wochen und Monate, bis die Räder wieder bepackt und abfahrbereit im Hof stehen. Es wäre gelogen zu behaupten, die Tour war ein einziges Fest. Sie war mitunter tierische Quälerei. Aber sie war eben auch großartig, einmalig, nicht wiederholbar. Und doch! Mitte Mai 2019 werden wir definitiv nicht, wie ursprünglich gedacht, in den Flieger nach Kuba steigen, sondern uns aufs Rad schwingen. Und dann heißt es wieder: Klingo-Castle – Couchpotatos on Tour.
Herzlich Willkommen
Zur chaotisch-schönen Radreise des Klingo-Castle Teams. Begleite uns durch eine aufregende Berg und Talfahrt von Potsdam über Brügge nach Amsterdam.
Aktueller Status:
- Unterwegs
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TINA
siehst du diese Farbe, liest du meine Gedanken oder Anmerkungen zu Christians Text.
Christian
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