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Tag 10 – Ruhetag
Eigentlich wollte ich an Ruhetagen über die vergangenen Fahrtage schreiben und nicht über den Ruhetag selbst. Da sich hier in Bad Rothenfelde jedoch trotz Sonntag und verordnetem Ruhetag das ein oder andere ergeben hat, vielleicht doch ein paar Kommentare. Der erste Regen der Tour und dann gleich ein Unwetter. Wir merken schon heute morgen beim Schreiben, dass sich etwas zusammenbraut. Außerdem steht noch etwas auf dem Plan, was ich gestern nicht umsetzen konnte: ein Bett. Denn auch in der letzten Nacht mussten wir im Zelt schlafen. Aber es gibt hier eine ganz neue und vor allem tolle Unterkunft, die aber in der letzten Nacht belegt war. Und zwar: Trommelwirbel… ein Fass! Richtig gehört, ein Fass. Aber mal von Anfang an.
Ganz Deutschland feiert heute Muttertag. Auch wir denken natürlich an unsere Mütter und übermitteln ihnen unsere Grüße per SMS. Allerdings läuft der Stimmungsmotor trotz des tollen Platzes, der netten Menschen und Begegnungen noch nicht wieder Hochtouren. Lieb untertrieben. Es läuft mehr als untertourig. Die Tour schlaucht einfach sehr und wir spüren unserer Körper geradezu aufdringlich. Wie ist eigentlich so ein Leben OHNE Rückenschmerzen und dem Dauergefühl, erschöpft und müde zu sein? Ich bitte um Verzeihung fürs lautstarke Lamentieren, aber man darf ja wohl darüber empört sein, auch nach mittlerweile über 700 gestrampelten Kilometern nicht müde genug zu sein, um wie ein Stein zu schlafen.
Also beschließen wir, als um 13:30 Uhr der Regen einsetzt, das Restaurant zum Schreiben zu okkupieren. Schnell richten wir uns ein (wie üblich chaotisches) Feldlager ein, bestellen uns leckeres Essen und beginnen mit der Schreiberei. Draußen wird der Regen immer stärker, was wir aber im Gewölberestaurant kaum zur Kenntnis nehmen. Tina war heute morgen nach dem Aufstehen gleich in der Rezeption, um ein Fass zu buchen. Der Preis schlägt mit 25 Euro/Nacht dem Fass auch nicht den Boden aus und wir hatten schon einen Campingplatz, da wollten die Betreiber das Gleiche für vier Quadratmeter harten Boden haben.
Draußen wir der Regen immer stärker… Drinnen setzt er zwischenzeitlich auch mal wieder ein. Ich sag nur: Übermüdung + Hormone + Hunger. Unsere freundlichen Bedienungen retten uns vor dem Hungertod und damit den kompletten Stimmungsabsturz. Nach gegrilltem Fisch an Salzkartoffeln und in Sauce Hollandaise ersäuften Bohnen schreibt es sich plötzlich viel leichter und beim abschließenden Megakniffel macht mir das verlieren nix aus. So beschließe ich mich einmal an der Rezeption nach der Bezugsfähigkeit unseres Fasses zu erkunden. Ein bisschen Verwirrung, da die Dame von heute Morgen in die Dame von heute Nachmittag gewechselt ist. Sie drückt mir einen Schlüssel in die Hand und sagt aber gleich, die Fässer sind von der letzten Belegung noch nicht gereinigt. Eventuell müssten wir uns die Bettwäsche selbst neu beziehen. Ich gehe zum Fass, schaue rein – sehr geil. Das will ich und wenn ich ich die Bettwäsche für heute Nacht erst selber häkeln müsste. Also stapfe ich durch den Regen zurück zur Rezeption, wo sich jetzt die Verwirrung gelegt hat und die liebe Helga Bartels mir einen Schlüssel für ein anderes, bereits gereinigtes Fass in die Hand drückt. Der Regen wird stärker.
Ich gehe zum neuen Fass Nummer 4 und bin genauso begeistert wie gerade eben. Nur eben mit sauberer Bettwäsche. Also gehe ich zurück und verkünde: ¨Gekauft, und ich zieh da nie wieder aus!¨ Der Regen wird noch ein bisschen stärker.
Ich wandere zurück ins Restaurant, um Tina die frohe Botschaft zu verkünden und deute an, bei der nächsten Rauchpause unsere Sachen aus dem Zelt in das Fass zu räumen. Während ich noch 30 Minuten schreibe, wird der Regen noch stärker.
Draußen geht inzwischen die Welt unter. Die A2, das erfahren wir am nächsten Morgen, war wegen Überschwemmung mehrere Stunden gesperrt. Auch unserem Zelt und unseren Packtaschen droht der Ertrinkungstod, den Christian allerdings heldenhaft zu verhindern weiß. Und weil dieses ehemalige Waldkrankenhaus so genial konzipiert ist, kann man trockenen Fußes durch den halbkreisigen Bau vom Restaurant bis zur Rezeption wandeln. Großartig.
Als ich endlich beginne die Sachen umzuräumen, kann ich vor Regen die 40 Meter entfernten Bäume kaum noch sehen. Nach zwei von acht Packtaschen bin ich klitschnass. Nach acht von acht ist mir unglaublich kalt. Nur die Vorfreude auf das heutige Bett hält mich überhaupt noch bei Bewusstsein! Also beschließe ich duschen zu gehen. Also gleich nach dem Schreiben… und dem Kniffeln und überhaupt wenn es aufgehört hat zu regnen. Gaaaanz in Ruhe sozusagen. Als wir dann gegen 20 Uhr unsere Zelte abbrechen: Regnet es – nicht mehr.
Als ich am nächsten Morgen ins Zelt gucke, sehe ich, welcher nassen Nacht wir entgangen sind. Obwohl… Chance vertan, um auf einem Wasserbett zu schlafen. Der Regen, der uns kein einziges Mal während der Tour heimsuchte, fiel an diesem Ruhetag gesammelt. Während ich also im warmen und gemütlichen Gewölbekeller sitze und meine Sicht der Dinge schreibe, ersäuft mein geliebter Lebensmensch beinahe, ohne dass ich es auch nur ahne. Ja, es grollt ein bisschen gewitterig, aber tief unter der Erde, bei Weißwein Nummer zwei, ist das komplette Unwetterausmaß nicht mal zu erahnen. Was für einen unendlich fürsorglichen Mann ich an meiner Seite habe, weiß ich schon lange. Aber heute wird es mir einmal mehr bewusst, als er mich zu unserem Fass bringt: ALLE unsere Sachen sind sicher und trocken da, wo wir sie brauchen. Danke, Mister Lifeguard.
Lassen wir also mal Revue passieren. Die gestern von Tina ausgeschlagenen Übernachtungsmöglichkeiten wären alle keine wirkliche Option für einen Ruhetag gewesen. Hier kann man folgende Schlussfolgerung ziehen: Hör auf das Bauchgefühl Deines Weibes, wenn Du selber schon keines hast! Danke Tina, es war ein fantastischer Ruhetag.
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